Poschenrieder, Thorwald, Wie der Daumenickerl einen Fisch fangen wollt

DIN A 4 quer, fester Einband mit Prägungen, Fadenheftung, 32 Seiten, farbig bebildert.

Die Geschichte spielt am Ufer des Naabflusses. Der Daumenickerl ist ein unfolgsamer winziger
Junge, der nicht hören will. Das Unglück läßt nicht lange auf sich warten, aber am Ende herrscht dann wieder eitel Sonnschein. Das Märchen ist in einer längst versunken geglaubten Schrift gehalten: in unserer alten deutschen Schreibschrift. Eine ABC-Tafel und die Übertragung in die Lateinschrift helfen beim Lesen.

19,00 € inkl. MwSt.

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Bilderbuch im alten Stil mit einem neu entdeckten, reich bebilderten Märchen.
Die Geschichte vom kleinen Daumenickerl (Däumling) – ein in der Müllerfamilie
Poschenrieder überliefertes Märchen

Sind Geschichten, Sagen, Märchen und Volkslied bei uns Deutschen noch ein lebendiges Volksgut oder nur mehr eine Versteinerung, die sich nicht mehr verändert, hingeschrieben ist für alle Zeiten, damit sich jeder davon herausbricht, was er gerade braucht für seine Zwecke? Hat unser Volk die Erzählgabe verloren, auch einmal aus dem Nichts ein Geschichtchen zu gebären, das, erst nur für den Augenblick geschaffen, Wogen schlägt von Mund zu Mund und so zu einem Widerschein der Gefühlswelt einer größeren Gemeinschaft werden kann? Mit anderen Worten: Könnten die Brüder Grimm heute noch Neues aufschreiben, oder sind die Zeiten dafür vorbei, ein für allemal dem „Gameboy“ gewichen?

Im Bairischen Nordgau, im wesentlichen dem heutigen altbayrischen Regierungsbezirk Oberpfalz, liegt ein über tausendjähriges Städtlein: Stolz ragt Nabburg auf einem Fels empor, zu seinen Füßen die Naab, den Fluß, der dem Ort den Namen gab. Geht der Wanderer von dort eine halbe Stunde den Fluß uferaufwärts, so kommt er zu dem Dörflein Perschen. Noch nicht halben Weges, sieht er in einer Flußschlinge einen Mühlen­‑Weiler liegen, „d’Wiesmüll“, die Wiesmühle. Der Wiesmüllner war seit 1929 der aus Bruckdorf an der Laaber bei Sinzing stammende Poschenrieder­‑Sepp, der Ältere. Geboren war er am 13. Dezember 1892. Er erzählte seinen Kindern und Enkeln eine lebendige Variation der Däumlingsgeschichte mit dem Gemeinplatz des vom Fisch Gefressenen (vgl. die Jonas­‑Geschichte der Bibel); und der „Dàmmaniggerl“ (so heißt der Däumling auf bairisch), ja der schloff wohl in einen von uns Zwurkeln hinein; denn in unserer Einfallskraft vermengten sich Ich‑ und Er-Sicht, wenn Großvater mit seinem lebendigen Gesichtsspiel zu erzählen begann. Die Geschichte „Wie der Daumenickerl einen Fisch fangen wollt’ “, ist eine von vielen, die er uns vom Helden Dàmmaniggerl – erzählt wurde natürlich auf bairisch – zu berichten wußte, aber lediglich sie hat er auf mein Bitten hin zu Papier gebracht, weil ich mir das einmal von ihm zum Geburtstag wünschte. Sie war besonders auf unsere kleine Welt zwischen Perschen und Nabburg zugeschnitten. Vor einigen Jahren fiel mir die Maschinschrift wieder in die Hände. Da dachte ich mir, daß man neben den bekannten Märchen der Grimm­‑Gebrüder, von Andersen oder Hauff ja auch einmal „etwas Neues aus dem Volke“ bringen könnte. Kurzerhand setzte ich mich in die Zille (einen länglichen Flußkahn) und stach mich mit der Stange weit in die Naab hinaus; in einem stillen Seitenzipfel, der Haindorfer Naab, bürstete ich in der Einsamkeit eines Nachmittags „am Ort des Geschehens“ Großvaters im Hochdeutschen doch recht knorrig wirkende Reime etwas zurecht und goß sie in acht Auftritte (Der Urtext ist jedoch im Anhang beigegeben). Dann schickte ich sie einer Künstlerin mit der Bitte, Großvaters Geschichte zu bebildern.

Ich hoffe, nicht nur Menschen aus meiner Heimat empfinden es als ein Stück Volksgut – nicht verstaubt, sondern von bairischen Menschen aus Fleisch und Blut, wie sie heute leben. Ach ja, nicht alle: Mein guter Großvater ist am 1. Juni 1990 in seinem 98. Jahre von uns gegangen. Er hätte über das Büchl gewiß schelmisch gelächelt – grad’ so wie vor nunmehr bald vier Jahrzehnten, wie er mir im Bettl die G’schicht’ verzählt hat: „Wüllsd­‑as hean, d’Gschichd vo’n Dàmmaniggal und’n Fiisch“ – „Ja frààle, Obba!“…

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