Dr. Stebel, Sabine C: Einmal mit Profis arbeiten Oder Ugurs Geständnis. – Lektürehilfe zu Projekt „Lightspeed

2020 begann die grandiose Erfolgsgeschichte des Deutsch-Türkischen Forscherehepaares Ugur Sahin und Özlem Türeci, die mit ihrer modRNA-Technologie auszogen, die Welt vor dem tödlichsten Virus aller Zeiten zu retten.

Ohne jedes Risiko zu scheuen, entwickelten sie den erfolgreichsten Coronaimpfstoff aller Zeiten und fanden nebenbei noch die Zeit, diese spannende Phase ihres Lebens für die Nachwelt in Form eines Spiegel-Bestsellers unter dem Titel Projekt Lightspeed zu veröffentlichen.

Projekt Lightspeed ist ein wichtiges Zeitdokument hinsichtlich der Entwicklung des Coronaimpfstoffes aus dem Hause BioNTech/Pfizer. Wie es sich jedoch mit historisch herausragenden Zeitdokumenten verhält, ist es häufig schwer, diese zu verstehen und zu interpretieren.

Dieser Lektüreschlüssel versucht dem Leser einen Interpretationsleitfaden an die Hand zu geben, um zu verstehen, was Projekt Lightspeed wirklich über die Entwicklung von BioNTechs Kassenschlager beschreibt und hilft diesen historischen Text in den wissenschaftlichen und historischen Kontext einbettet.
Dr. Sabine C. Stebel ist studierte Biologin und hat auf dem Gebiet des »Protein-Engineerings« und der »Directed Evolution« promoviert und publiziert. Anschließend arbeitete sie als wissenschaftliche Projektmanagerin in einem großen Verbundprojekt des BMBF und in der Pharmaindustrie (mit einer kleinen Runde Zweitstudium der Anglistik und einem freiwillig beendeten Referendariat an beruflichen Schulen).

Einen vergleichsweise harmlosen Vorgeschmack auf den Schreibstil liefert Seblers Kommentar zum Prolog. „Der Prolog beginnt direkt einmal mit einem Haufen Lügen, bei dem man sich schon fragt, wie es möglich ist, eine derartige Lügendichte in so wenig Text unterzubringen. Das ist schon fast Kunst.“ Gemeint ist folgende Stelle in „Projekt Lightspeed“: „[D]ie den umfassend getesteten und zugelassenen Impfstoff gegen ein Virus erhielt, das bereits 1,5 Millionen Menschen das Leben gekostet hatte. Elf Monate lang war die Welt gegen Covid-19 ebenso machtlos wie gegen die Spanische Grippe vor gut einhundert Jahren[.]“ (12)

Welche Lügen meint sie? Sie bezweifelt die Opferzahl, nachdem mehrere Staaten zugegeben haben, zu hohe Werte geliefert zu haben. Von einer umfassenden Testung könne keine Rede sein, da z.B. so gut wie keine Tierversuche durchgeführt wurden. Es wird von Zulassung gesprochen, obwohl es sich offiziell nur um eine bedingte Zulassung gehandelt hat. Der Begriff „machtlos“ gegen eine Erkrankung, deren Ausmaß der einer normalen Grippewelle geglichen habe, sei ebenfalls nicht angebracht. Für die Spanische Grippe könnten im übrigen auch andere Ursachen als Viren eine Rolle spielen.

Im Laufe des Buches nimmt die Verfasserin noch viele weitere Behauptungen aufs Korn, die sie als Lügen einstuft.